Da war er – dieser eine Moment, der so viel verändern kann. Der Moment, in dem ganze Leben eine neue Wendung nehmen oder zum Stillstand kommen. Bei mir war es der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein.
Magenprobleme, Schlafstörungen und immer mit den Gedanken bei den Kindern zu sein waren die Auswirkungen, die mein Beruf mit sich brachte. Als Berufskraftfahrer sehe ich meine Kinder nur sehr selten – meistens am Wochenende oder eventuell mal eine Stunde am Abend. Zu wenig für mich. Mein Körper zeigte mir deutlich, dass er etwas ändern musste. Durch meine Frau erfuhr ich von der Möglichkeit einer Vater-Kind-Kur und beschloss, diese zu nutzen.
Erst zum Hausarzt, dann zur Kur
Ich ging zu meinen Hausarzt, der mich sofort bei meinem Vorhaben unterstützte und die erforderlichen Verordnungsbögen ausfüllte. Hilfe bei der Beantragung der Kur und der Auswahl der geeigneten Klinik erhielt ich bei einer Beratungsstelle.
Bei meiner Anreise wusste ich nicht, was mich erwartet. Wie würde die Betreuung meines behinderten Sohnes sein? Welche Behandlungen kamen auf mich zu? Würde ich genügend Zeit und Energie für mein Kind haben? Die Bedenken verflogen und schon bald befanden wir uns im Kuralltag. Massagen, psychologische Einzelgespräche, Gespräche mit anderen Kurteilnehmern, Ausflüge mit meinem Sohn etc.: Die Zeit war intensiv. Die gemeinsame Zeit mit meinem Sohn war wertvoll für mich. Die Kinderbetreuung war trotz Corona gut. Ich habe Zeit für mich gehabt, obwohl ich die Betreuung nur selten genutzt habe, denn ich wollte lieber jeden Moment mit meinem Sohn verbringen.
Endlich Zeit
Zeit spielt in meinem Leben eine große Rolle. Als Berufskraftfahrer bin ich oft unterwegs. Mir fehlen die Momente mit meiner Familie, vor allem mit meinem Sohn. Während der Vater-Kind-Kur hatte ich sie endlich und nutzte sie – auch, um über Veränderungen nachzudenken. Mein Sohn hat zu mir gesagt, dass er nicht möchte, dass ich immer so lange und viel arbeiten bin. Und dass er es so schön findet mit mir in der Kur. Diese Worte haben mich umgehauen oder eigentlich die Entscheidung gefördert, vor der ich schon seit Monaten stand. Ich entschied mich dazu, beruflich umzusatteln, um mehr Lebenszeit mit meiner Familie zu haben. Es fällt mir sehr schwer jetzt, nach der Kur arbeiten zu gehen. Ich möchte die Familie nicht mehr allein lassen. Schon kurz nach dem Ende der Kur fing ich damit an, Bewerbungen zu schreiben. Für mich war die Vater-Kind-Kur definitiv ein Wendepunkt.
Im Geiste bin ich noch auf Sylt, in der Klinik, Ihr Björn D.